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Infos rund um das Thema Medizinische Ästhetik



BOTOX


Botox (BTX) wird von einem anaeroben Bakterium, Clostridium botulinum hergestellt und verhindert die Freisetzung von Acetylcholin an den cholinergen Synapsen der neuromuskulären Endplatte, aber auch die Innervation von Schweißdrüsen.



Klinisch wird BTX vor allem in der Neurologie (z.B. bei der Behandlung von Spastiken) verwendet. Hierüber hinaus erfolgte auch die Zulassung für die Behandlung der Migräne.


Das kanadische Ärztepaar Carruthers waren Erstbeschreiber von BTX in der ästhetischen Dermatologie. Jean Carruthers, Prof. für Ophthalmologie, konnte bei der Blepharospasmus Therapie den Nebeneffekt der BTX Therapie beobachten: Entspannung der Gesichtsfalten im Periorbitalbereich. Zusammen mit ihrem Ehemann, Alastair Carruthers, Prof. für Dermatologie, erforschten sie gezielt die Wirkung von BTX auf die mimischen Gesichtsfalten und die Anwendung von BTX in der ästhetischen Medizin verbreitete sich sehr rasch.


Seit 2002 ist BTX in den USA für die Behandlung der Zornesfalte zugelassen, in Deutschland seit 2006. Abgesehen von der Behandlung  der Zornesfalten und Lachfalten sind andere ästhetische Indikationen bis dato off-label.


Die Wirkung von BTX tritt erst nach 24 bis 48 Stunden ein, die volle Wirksamkeit zeigt sich meist erst nach zehn bis 14 Tagen. Wichtig zu wissen ist, dass die Wirkung reversibel ist, d.h. nach circa sechs bis acht Wochen nimmt die klinische Wirksamkeit langsam aber stetig wieder ab. Nach circa fünf bis sechs Monaten, gelegentlich aber auch nach längeren Intervallen, ist die Wirksamkeit von BTX auch länger. Weitere Injektionen in das entsprechende Behandlungsareal sollten frühestens nach drei Monaten erfolgen.


Indikationen:

- Falten

- Migräne/Kopfschmerzen

- Depression

- Zähneknirschen (Bruxismus)

- übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose)


Behandlungsareale:

- Glabella (Zornesfalte)

- Periorbitalregion (Krähenfüße, Lachfalten)

- Gummy smile (zu viel Zahnfleisch beim Lachen)

- Bunny Lines (Nasenfalten beim Lachen)

- Erdbeerkinn (Steinpflasterkinn)

- Bruxismus (Zähneknirschen)

- Lip Flip (diskrete Lippenvergrößerung)

- Baby Botox bei extrem oberflächlichen Falten



Kontraindikationen:

-  Schwangerschaft & Stillzeit

- neuromuskuläre Erkrankungen, wie Mysthenia gravis

- Allergien gegen die Inhaltsstoffe

- Einnahme von Aminoglykosid-Antibitoika

- Infektion im Behandlugsareal


Allgemeine Nebenwirkungen

- leichtes Druckgefühl/Brennen während der Injektion

- Schwellungen und Rötungen im Bereich der Einstichstellen

- Hämatome

- gelegentlich Kopfschmerzen am Injektionstag


Spezielle Nebenwirkungen

(bei Überdosierung und nicht qualifizierter Anwendung)

- Asymmetrie

- Brauenptose

- Lidptose

- Doppelbilder


Verhaltensempfehlungen am Tag der Injektion:

- kein Sport, Sauna oder Solarium

- Kühlen

- nicht sofort Hinlegen oder seitlich liegen (4 Stunden)


Quelle:

Technik und Tipps für die Praxis, Said Hilton, Anna Moloch, Peter Arne Gerber, Medial Skin Center - Dr. Hilton, Düsseldorf, Hautklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf 02/2013





HYALURON


Hyaluronsäure (HA) ist eine klare, gelartige Flüssigkeit und wesentlicher Bestandteil in der Haut, Knochen, Knorpel und Bindegewebe. Es handelt sich chemisch um ein Glukosaminoglukan und besteht aus N-Acetylglucosamin- und Glucuronsäure-Molekülen. Es kann abgebaut werden durch das Enzym Hyaluronidase. HA zeichnet sich durch eine hohe Wasserbindungsfähigkeit aus, wodurch Feuchtigkeit, Elastizität und Spannkraft in der Haut entstehen. Man hat eine deutliche Assoziation mit dem Hautalterungsprozess und HA Mangel festgestellt, welcher durch verschiedene physiologische und vornehmlich durch UV-Belastung bedingt ist. Im natürlichen Hautalterungsprozess verliert die Haut durch HA Mangel an Feuchtigkeit und es entstehen bedingt durch die Hautatrophie (Schlaffheit der Haut) Falten.


Seit 1996 ist es möglich mit Hilfe von abbaubaren Hyaluronsäurepräparaten diese Fülldefekte wieder zu korrigieren. Man unterscheidet zwischen nativer, unvernetzter und vernetzter HA. Die native Form regt die Fibroblasten in der Haut an zum Hautstoffwechsel beizutragen, wobei die vernetzte Form Volumen substituiert.


Die enthaltene Menge an quervernetzter HA und die Art und Weise ihrer Vernetzung bestimmen die einzelnen Eigenschaften des entsprechenden Fillers. Generell gilt, die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Materials steigt mit zunehmendem Vernetzungsgrad, ist aber auch abhängig von der Vernetzungstechnologie. Hiervon abhängig ist auch die Wasserbindekapazität und Haltbarkeit des Fülleffekts. Hochviskose Präparate sind schwerer zu injizieren und eignen sich für tiefere Injektionen, niedrigviskose Präparate sind weich und einfach zu injizieren und eigenen sich eher für oberflächliche Injektionen, halten dafür aber kürzer. Zusätzlich zum Volumenaufbau weiß man heute, dass durch die Injektion auch eine sekundär geweberegenerierende Wirkung erzielt wird und selbst ohne weitere Anschlussbehandlung eine kontinuierliche Verbesserung der Behandlungsareale zu sehen ist.


Nebenwirkungen wie Hämatombildung, Schmerzen und Spannungsgefühl sind vorübergehend und werden durch eine lokale Kühltherapie und Schonung behandelt. Eine seltene Komplikation kann eine allergische Reaktion auf das Präparat sein, vor allem wenn ein Lokalanästhetikum enthalten ist und es sollten vorab immer Allergien abgeklärt werden. Anamnestisch sollten immer Herpesinfektionen erfragt werden und ggf. eine Herpesprophylaxe mit Aciclovir erfolgen, da beispielsweise die Injektion in die Lippen  eine Herpesinfektion triggern kann. Abszesse oder Knötchenbildung können durch eine Gewebereaktion auftreten und sind eher seltene Komplikationen. Chronische Nebenwirkungen wie Änderung der Hautfarbe im Injektionsbereich, Keloide, Dislokation des Füllmaterials, Thrombosierung, Ischämie, Erblindung sind extrem seltene Komplikationen, allerdings sehr gefährliche. Aufgrund dessen gehört die Behandlung mit HA nur  in die Hände eines sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Injektors, welcher auch die Komplikationen managen kann. Für das worst case scenario einer intravaskulären Injektion ist eine sofortige Hyaluronidase Applikation im Gebiet des Thrombus, Erwärmung und  sanftes Massieren einzuleiten. Aufgrund dessen sollte Hyauronidase  immer in ausreichender Menge als Notfallpräparat vorhanden sein.


Alternativen zu HA sind Kollagenpräparate, welche allerdings durch die deutlich wirksamere und bessere Verträglichkeit von HA abgelöst wurden. Eigenfetttransfer ist eine weitere Möglichkeit Volumendefizite auszugleichen, allerdings ist die Haltbarkeit des Materials unvorhersehbarer. Nach einer initialen Schwellung im Injektionsareal und anschließender Abschwellung beobachtet man nicht selten einen körpereigenen Abbau des Lipotransfers, wodurch mehrere Sitzungen notwendig sein können. Auch bleiben die wünschenswerten flüssigkeitsbedingten geweberegenerierenden und wasserbindenden Eigenschaften der HA aus. Eine Kombination aus beiden Verfahren ist auch möglich und können sich im Umkehrschluss in ihren Effekten ergänzen.


Nach der Injektion ist es unerlässlich das eingebrachte HA Material zu modellieren und einzumassieren, im Anschluss erfolgt die Kühlung und der Patient soll sich für diesen Tag schonen. Zur Vermeidung von Hyperpigmentierungen sind während der Heilungsphase eine Sonnenexposition oder Solariumbesuche nicht zu empfehlen. Ein Kontrolltermin (Touch Up) nach der Einheilungsphase ist empfehlenswert. Manchmal ist es sinnvoll, den Volumenaufbau auf mehrere Sitzungen zu verteilen, um eine Überkorrektur zu vermeiden. Dies sollte im Vorfeld besprochen werden und in den Nachkontrollen evaluiert werden.


Quelle:

"Hyaluronic acid" A key molecule in skin aging, Eleni Papakonstatniou Dermatology-Endocrinology 4:3, 253-258, Juli 2012

"Bildatlas der ästhetischen Augmentationsverfahren mit Fillern", 2. Auflage, Gerhard Sattler, Boris Sommer, Quintessenz Verlagsgruppe, 2015





LIPOLYSE


Injektionslipolyse ist auch als die "Fett-weg-Spritze" bekannt und ist für die Reduktion umschriebener Fettpolster (z.B. Doppelkinn) gedacht. Auch gutartige Fettgeschwülste (Lipome) können hiermit behandelt werden. Es handelt sich um den Wirkstoff "Phosphatidylcholine" (PPC) 5% und wird direkt in die Fettzellen injiziert. Eine Anästhesie im Vorfeld ist nicht zwingend notwendig und wird gut toleriert. Allerdings kann es im Anschluss zu starken lokalen Nebenwirkungen wie Rötung und Schwellung kommen und es sollte im Anschluss gekühlt werden (siehe unten). Diese Reaktion beruht darauf, dass die Fettzellen einer lokalisierten Entzündungsreaktion ausgesetzt werden und das Fettgewebe abgebaut wird.  Die Behandlung erfolgt in mehreren Schritten, mindestens 2 Sitzungen im Abstand von 8 Wochen. Über 80 % der Patienten sind nach 2-3 Sitzungen mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es handelt sich des Weiteren um eine OFF LABEL USE Behandlung, da die Methode nicht vollständig erforscht ist und Langzeitergebnisse fehlen. Alternativen sind die Fettabsaugung, insbesondere an größeren Arealen wie am Bauch, Hüfte, Taille.


Allgemeine Risiken:

- Verletzung Gefäß, Nerv, benachbarter Strukturen

- Infektion, Spritzenabszess

- übermäßige/asymmetrische Fettreduktion (Dellen, Furche)


Sehr häufige Nebenwirkungen:

- Schmerzen, Schwellung, Sensibiltiätsstörung, Kribbeln, Bluterguss, Verhärtung, Rötung, Juckreiz an der Injektionssstelle


Häufige Nebenwirkungen:

- Kreislaufschwäche

- Übelkeit, Kopfscherzen

- Veränderung der Hautfarbe


Gelegentliche Nebenwirkungen:

- allergische Reaktion

- Dyspepsie (ungewöhnlicher Geschmack)

- Diarrhö (Durchfall)


Quelle:

Praxis für Ästhetische Medizin im JosefCarrée Bochum

Forum Ästhetische Dermatologie, DERMAforum Nr. 1/2 Februar 2009, Sculpture Concepts VI





PRP


PRP (platelet rich plasma) ist ein plättchenreiches Plasma aus dem eigenen Blut. Es erfolgt eine Blutentnahme und im Anschluss wird das Blut zentrifugiert und das PRP kann entnommen werden. Wissenschaftlich weiß man, dass im PRP Wachstumsfaktoren vorhanden sind (ähnlich wie beim Eigenfett), welche sich günstig in der Behandlung von Narben, Augenringe, bei der Hautverjüngung, bei Haarausfall oder nach Haartransplantationen auswirken. Wird das PRP in die Haut mittels eines Dermapens eingearbeitet, spricht man auch von einem Vampire Lift. Da hierdurch das PRP in die tieferen Schichten der Haut eindringt und zusätzlich Regenerationsfaktoren aktiviert werden zur Wundheilung, verspricht man sich einen noch intensiveren Therapieeffekt. Allerdings ist PRP nicht nur auf den kosmetischen Einsatzbereich beschränkt, sondern soll auch in der Therapie von Sehnen-/Knorpelverletzungen und auch bei Wundbehandlungen positive Effekte durch seine anti-inflammatorische, anti-rheumatische und regenerierende Wirkung erzielen. Der Therapieeffekt von PRP kann erfahrungsgemäß erst durch mindestens 2-3 Sitzungen erzielt werden im Abstand von circa 4-6 Wochen, vor allem bei der Therapie von Haarverlust muss Geduld mitgebracht werden, da der Haarwurzelzyklus langsamer arbeitet, dadurch kann allerdings eine langfristige Regeneration erwirkt werden. Die Applikation von PRP wird optimalerweise in die Haut injiziert,  oberflächliche rein topische Applikationen auf der Haut dringen zu wenig in die tiefen Hautstrukturen ein. Die Injektion wird gut toleriert und das Komplikationsspektrum ist sehr gering, da es sich um kein Fremdmaterial handelt: kleine Rötung an der Injektionsstelle, vorübergehende Schwellungen, Blutergüsse, Verletzungen von Gefäß oder Nerven erfolgen extrem selten. Wird im Anschluss mit einem Dermapen gearbeitet ist eine oberflächliche Anästhesie möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Nach der Prozedur sollte keine Sonnenexposition, auch kein Solariumbesuch erfolgen, um eine Hyperpigmentation,  zu vermeiden.


Quelle:

"Evidenz in Eigenbluttherapien: PRP, ACP, ACS" Ergebet Ch, Vavken P, alphaclinic Zürich, Swiss Sports & Exercise Medicine, 65 (2), 21-25, 2017



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